
Hoch oder Tief
Der Weg anders als gedacht
Viele Menschen streben nach spiritueller Entwicklung, nach Erleuchtung und höheren Bewusstseinszuständen. Sie wollen andere Dimensionen erreichen, sich vom Karma befreien und etwas Höheres finden – sei es einen Meister, einen Engel oder Jesus, der sie erlöst.
Doch eigentlich sucht unser Verstand ständig nach Wegen zur Optimierung:
mehr Meditation, mehr Visualisierungen, mehr Affirmationen, mehr spirituelle Praktiken – in der Hoffnung, endlich etwas zu erreichen. Doch trotz all dieser Bemühungen wirken Licht, Wärme und das Gefühl von Zufriedenheit und Sicherheit immer ferner, fast unerreichbar.
Während wir versuchen, nach oben zu streben, öffnet sich unter uns ein tiefer Raum – ein unerforschtes Inneres. Doch wir wenden uns ab, ignorieren diese Tiefe, weil unser Blick auf den Aufstieg gerichtet ist – nicht auf den Fall. Dabei liegt gerade in der Tiefe das, was wir wirklich vermissen.
Die Bewusstseinsskala nach Dr. David R. Hawkins
Dr. David R. Hawkins, ein amerikanischer Psychiater, entwickelte eine Bewusstseinsskala, die verschiedene Stufen des Bewusstseins beschreibt – von niedrigen, angstbasierten Zuständen bis hin zu hohen, erleuchteten Ebenen.
Niedrige Bewusstseinszustände (energiezehrend):
- Scham – Gefühl der Wertlosigkeit, Depression
- Schuld – Selbstverachtung, destruktives Verhalten
- Apathie – Hoffnungslosigkeit, Opferhaltung
- Trauer – Verlust, Bedauern
- Angst – Unsicherheit, Sorgen
- Begierde – Süchte, Materialismus
- Wut – Aggression, Frustration
- Stolz – Arroganz, Ego-Dominanz
Der Wendepunkt:
- Mut – Der erste Schritt in Richtung Freiheit und Selbstverantwortung
Höhere Bewusstseinszustände (energiegebend):
- Neutralität – Gelassenheit, Flexibilität
- Bereitschaft – Persönliches Wachstum, Disziplin
- Akzeptanz – Innerer Frieden, Vergebung
- Vernunft – Logik, Wissen, Verstand
- Liebe – Bedingungslose Liebe, Mitgefühl
- Freude – Tiefes Glück, Flow-Zustand
- Frieden – Transzendenz, völlige Stille
- Erleuchtung – Einheit mit allem, spirituelle Meister
Warum der Weg nicht nur nach oben führt
Bevor wir nach oben streben, sollten wir uns fragen: Wer in uns will das eigentlich? Was steckt hinter diesem Drang? Oft ist es ein Teil von uns, der unzufrieden ist und nach einer Flucht sucht. Ich vermute, dass diese Skala oft missverstanden wird. Viele Menschen streben die oberen Bewusstseinsebenen an – sie wollen Erleuchtung erreichen. Doch ich habe diese Skala bewusst von unten nach oben aufgelistet. Denn wir können kein wahres Erwachen, keinen Frieden oder Liebe erfahren, wenn wir Scham, Schuld oder Wut in uns verdrängen.
Es scheint verlockend, sich nur mit den hohen Ebenen zu beschäftigen. Doch ich bin überzeugt, dass jemand, der sich seiner tiefen, oft schmerzhaften Emotionen stellt – statt sie zu unterdrücken – ganz natürlich und ohne Anstrengung in die höheren Ebenen aufsteigt.
Licht und Schatten gehören zusammen
Wer sich zwanghaft vom vermeintlich Negativen distanziert, überspringt oft den eigentlichen Prozess der Heilung. Doch wahre Befreiung geschieht nicht durch Verdrängung, sondern durch Annahme. Kurzfristig mag die Flucht nach oben Erleichterung bringen, doch das, was wir meiden, holt uns früher oder später wieder ein – oft in einer anderen Form. Und so fallen wir immer wieder zurück auf den Boden der Realität. Doch genau dieser Boden ist die Tiefe, die wir vermeiden wollten.
Licht und Dunkelheit, Höhe und Tiefe – sie sind nicht getrennt. Nehmen wir die Tiefe an, das, was uns auf unserem individuellen Weg gerade zur Verfügung steht, aber vielleicht noch ablehnen, erkennen wir ebenfalls die Essenz, da wir direkt durch die Tiefe in die Höhe kommen. Die Energie, die uns hinabzieht, ist dieselbe, die uns emporhebt. Nur unsere Sichtweise trennt sie voneinander.
Gib dich deinem individuellen Prozess hin – hier kann die Arbeit mit der Kundalini besonders unterstützend und transformierend wirken.